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Vino Nobile: Bald auch andere Rebsorten als Sangiovese im Rosso

Was derzeit in der Toskana passiert, ist ein globales Thema und zugleich ist die Auseinandersetzung stark italienisch geprägt. Da will man auf dem Weltmarkt erfolgreich sein und zugleich eigenständige Produkte erzeugen. Die Weinerzeugung hängt bekanntlich nicht nur mit den Böden/Flächen, den An- und Ausbaumethoden zusammen. Die verwendeten Rebsorten spielen eine große Rolle.

Der Sangiovese – die traditionelle Hauptsorte im Vino Nobile und in der Toskana – scheint einigen Winzern hier nicht mehr genug für ihre Vorhaben zu sein. Die so genannten Supertuscans a la Tiganello oder Sassicaia haben mit globalen Rebsorten wie Cabernet Sauvignon und Merlot dieser Tradition einen gehörigen Schrecken eingejagt. Seitdem will man – auch wenn stellenweise nur hinter vorgehaltener Hand – gerne nicht mehr ohne die Möglichkeiten zur globalen Beliebigkeit auskommen.

Vor zwei Jahren gab es erst diesen aufgebauschten Brunello-Skandal (wir berichteten) mit heimlich beigemischten anderen Rebsorten, man hat Weine die als Toskana IGT laufen (im Bereich Brunello nennt man solche Weine vornehm Sant Antimo; das Problem dabei ist nur: Super ist in dieser Kategorie recht wenig, wie unsere Verkostungen vor einem Jahr zeigten) und man hat Reformbestrebungen wie aktuell in Vino Nobile, wo man beim Rosso einen bestimmten prozentualen Anteil evtl. auch festgelegter anderer globaler roter Rebsorten zulassen möchte.

Chianti Classico hat es in den vergangenen Jahren vorgemacht. Sangiovese ist hier mit 80% Vorschrift. Weiße Rebsorten sind seit einiger Zeit verbannt worden, was der Qualität nur zuträglich war. Die Region ist mit ihrer größeren Fläche ohnehin etwas vielfältiger aufgestellt. So kann man drei Grundstile ausmachen: Beim Chianti Classico gibt es weiterhin die die Puristen mit ihren würzigen Weinen aus 100% Sangiovese, die eher global ausgerichteten Weingüter, die schon mal mit Merlot oder Cabernet Sauvignon etwas fruchtigere Weine machen und die Traditionalisten, die maximal 20% andere historisch heimische Rebsorten neben dem Sangiovese verwenden.

Doch was steht dann hinter den Vorstoß in Vino Nobile? Falls Merlot & Co tatsächlich zu 20% oder ähnlichem für den Rosso zugelassen werden (hier noch andere Vorschläge unserer Kollegen von winesurf.it aus Italien), so ist das erst einmal überhaupt nicht dramatisch für den Rosso di Montepulciano selbst. Es ist ja eh nur der Rosso werden einige sagen. Aber auch dieser sollte ein kleines Bild davon vermitteln, was der Vino Nobile ist.

Das tatsächliche Problem ist aber: Es wird sehr schnell normal diese Rebsorten in Montepulciano anzubauen. Und welcher Winzer wird widerstehen können, im Keller mal so schnell 5% in seinen Vino Nobile zu tun. Nehmen wir an, es ist mal ein nicht so guter Jahrgang, es fehlt etwas an Frucht und der Absatz ist gerade durch irgend eine Krise an irgendeinem Immobilienmarkt gestört.

Da sagt jeder nette Mensch: Ach ja, mach doch mal. Und was ist im nächsten Jahr? Und wenn es fast alle Nachbarn auch so machen? Nein, dies führt nicht weiter. Man kann auch nur nach Montepulciano den Tipp senden: Versucht nicht noch verwechslungsreicher zu sein, als andere es schon sind. Ihr habt es eh schon schwer mit der Bezeichnungsähnlichkeit mit diesem einen Wein aus den Abruzzen. In Sachen Qualität könnt ihr wesentlich mehr als die dort. Eure globale Chance wird in der Authentizität liegen. Auf der Suche danach unterscheidet ihr euch aber kaum von vielen anderen Anbaugebieten auf der ganzen Welt (nicht nur vom nahegelegenen Montalcino).