Jetzt gibt es Vire-Clesse. Was ist denn das? Zurück aus dem Burgund fragen mich viele Leute, was denn das Schönste dort war. Und: Welche Weine sind empfehlenswert? Das Burgund ist eine Weinregion mit vielen weltbedeutenden und klingenden Namen. Das gilt für den Pinot Noir und auch den Chardonnay. Bei den Weißweinen kann man vor allem Chablis, Poully-Fuise, Rully und Givry im hiesigen Handel finden. Doch wirklich begeistert haben mich die Weißweine aus dem noch etwas unbekannteren Vire-Clesse.
Dass man die Appellation Vire-Clesse noch nicht so gut kennt, hat einen einfachen Grund. Sie wurde erst im Jahr 1999 gegründet, ist somit also – vor allem vor der langen Geschichte der Klassifizierungen im Burgund – noch relativ jung. Zuvor wurden die Weine aus den beiden Dörfern Vire und Clesse als Weißweine aus dem Macon vermarktet, auch wenn die Erfassung dieser Lage eine längere Geschichte hat. Es gehört also zum Maconnais, welches im südlichen Burgund liegt. Aus dieser Appellation werden ausschließlich trockene Weißweine aus der Rebsorte Chardonnay vermarktet. Zuweilen können sie gut reifen.
Die Rebfläche von Vire-Clesse liegt auf einer Höhe von 200 und 440 Metern. Man hat sich bei der Abmessung der Appellation bewusst dazu entschieden keine tieferen Bereiche mit einzuschließen, da der Boden dort wechselt. Er ist von mit Fossilien durchsetztem Kalkstein geprägt. Sie liegt in Nachbarschaft der sehr berühmten Appellationen Pouilly-Fuisse und Saint-Veran. In Vire-Clesse gibt es ungefähr 120 einzelne Climate. Das sind in etwa Einzellagen. 42 Weingüter und 4 Genossenschaften erzeugen Weine in dieser Appellation.
Vire-Clesse ist 541 Hektar groß, wobei ungefähr die Hälfte jeweils auf die namensgebenden Gemeinden entfällt. Zwei kleine Bereiche liegen in den Nachbargemeinden Montbellet und Laize (26 und 4 Hektar). Im Jahrgang 2014 wurden 430 Hektar bewirtschaftet und insgesamt mehr als 3 Millionen Flaschen erzeugt, was nun in der Summe gar nicht so wenig ist. Diese Fläche unter Reben wuchs in den vergangenen Jahren, was Folge des Bedeutungsgewinns der hier produzierten Weine ist.
Vire-Clesse von der Domaine Robert Marin
Ich habe in Beaune auf Les Grands Jours de Bourgogne so einiges aus Vire-Clesse probiert. Drei Weine möchte ich hier aus dem Jahrgang 2014 empfehlen. Da ist zum einen der Vire-Clesse aus Alten Reben von der Domaine Robert Marin. Der Sitz des Weinguts ist in Clesse. Dieser Chardonnay strahlt Strohgelb aus dem Glas. Ich der Nase sind beschwingt florale Noten. Er wirkt fein-fruchtig und frisch. Dabei ist eine verspielte Frucht mit Exotik in Richtung einer reifen Kiwi. Die Säure ist bei diesem Weißwein sehr gut integriert. Der Nachhall ist harmonisch.
Vire-Clesse von der Domaine Morizet
Dann will ich hier noch den Vire-Clesse von der Domaine Morizet hervorheben. Dies ist ein eher kleineres Weingut mit Sitz in Vire und 9 Hektar Rebfläche. Die Inhaber Alain und Telle Morizet erzeugen 7 Weine. Da ist zwei weißer Macon-Villages (einer davon aus Alten Reben), drei Vire-Clesse (ein normaler, einer aus Alten Reben und einer aus Alten Reben mit Ausbau im Eichenfass) und ein Cremant de Bourgogne. Zudem gibt es noch einen Rotwein aus Pinot Noir, der als Macon vermarktet wird.
Der in Beaune verkostete Vire-Clesse aus dem Climat (Lage) Chanron ist ebenfalls aus dem aktuellen Jahrgang 2014. Glänzendes Strohgelb zeigt sich im Glas. Komplex mineralisch. Ein feiner Schmelz verbindet sich mit sanfter Finesse. Stilistisch wirkt er etwas breiter als der Chardonnay von der Domaine Robert Marin. Er bleibt sehr rund und ausgewogen stehen.
Geneviève Rousset von der Domaine du Bicheron
Vire-Clesse von der Domaine du Bicheron
Als dritten Wein aus der freien Verkostung in Beaune möchte ich den Vire-Clesse von der Domaine du Bicheron aus Peronne empfehlen. Dieses Familienweingut besteht seit 1889. Heute ist man Mitglied im unabhängigen Winzerverband (Vigneron Independant) und bewirtschaftet rund 50 Hektar. Davon liegt ein Hektar in Vire-Clesse. Dieser Chardonnay ist hell und sehr klar im Glas, hat einen animierenden feinen Duft mit sanfter exotischer Frucht im Hintergrund. Im aktuellen Jahrgang 2014 kann man auch den häufig typischen Minzton dieser Weine finden. Dieser Weißwein macht wirklich Spaß. Alle drei Weine aus Vire-Clesse bestechen auf ihre eigene Art. Schon allein für die Entdeckung dieser Appellation hat sich die Reise ins Burgund für mich gelohnt.