Trotz einiger Skepsis gegenüber Pieroth und der Durchführung durch PR-Leute war ich gespannt auf die zweite Web-Weinprobe. Heute Nachmittag war es nun soweit. Die Daten: Es gab ein Studio in Berlin mit zwei Leuten und vier Weinen. Matthias Martens (Weinclub Berliner Weintafel) und Gerhard Gössner (Winzermeister beim Weingut Pieroth) stellten jeweils zwei Rieslinge aus den Lagen Bingerbrücker Römerberg und Dorsheimer Pittermännchen aus dem Weingut Pieroth (Nahe) des Jahrgangs 2007 vor. Beim Chat waren ca. 30 Personen dabei.
Nach einigen kleineren Problemen bei der Anmeldung und der Logistik lief bei der Durchführung alles ganz gut. Die Probe war spannend. Matthias Martens und Gerhard Gössner im Studio haben ihre Sache gut gemacht. Die Probe hätte aber etwas länger sein können. Besonders bei den beiden Weinen aus dem Dorsheimer Pittermännchen kam ich kaum noch mit, den Wein nachzuschenken. Diese Online-Probe hat mir Spass gemacht und ist innovativ. Jedoch wirft eine solche Web-Weinprobe auch einige Fragen auf. Sie birgt Probleme in sich und hat noch ungenutztes Potenzial.
Eine Grundproblematik dabei ist, dass hier PR-Profis auf Blogger treffen. Beide haben unterschiedliche Umgangsformen und Interessen. An dieser Stelle gibt es immer Reibung, die jedoch auch sehr fruchtbar sein kann. Blogs sind selten Abspielstationen von Werbetexten. Wer so etwas macht oder Blogs so begreift, wird früher oder später scheitern. Gleichzeitig schaffen Blogs offene Netzwerke, die eine Chance für Weingüter sein können, ihre Weine bekannter zu machen. Dies erfordert einen sehr offenen Umgang mit Kritik bei den Weingütern.
Bei diesem Punkt war die zweite Web-Weinprobe sehr fortschrittlich. Meine beiden kritischen Nachfragen wurden thematisiert. Im Detail werde ich darüber noch berichten und die Themen näher zuspitzen. Dabei war es etwas schade, dass der Chat bei der Web-Weinprobe eigentlich kein Chat war. Eher war es ein Frageeinreichformular, welches moderiert war.
Das hat zum einen eine logische Begründung in der Technik. Man kann im Studio bei einer Sendung nicht was erzählen, einen Wein verkosten und gleichzeitig einem Chat folgen. Das wäre recht dröge. Bei aller Abneigung von Zentren unter den Blogs: Bei einer solchen Web-Weinprobe ist so ein Zentrum notwendig um eine Gleichzeitigkeit bei den Verkostungen zu organisieren. Alles andere wäre Kakophonie.
Es ist also notwendig Fragen auszuwählen, die ins Studio gereicht werden. Zugleich wäre ein offener Chat ganz gut, in dem man erfährt, wer noch dabei ist, welche Fragen nicht ins Studio kommen und welche Kommentare von anderen Teilnehmern kommen. Dies erweitert die Kommunikation auf die Zuschauer, die zuhause oder im Büro die Weine verkosten. Sie würden zudem in deie Lage versetzt zu beurteilen, wie funktional oder wie manipulativ die Moderation ist. Ich entging dem etwas dadurch, dass ich gleichzeitig mit Matthias Metze und Götz A. Primke twitterte. Das erhöhte noch den Spass an der Web-Weinprobe und machte Lust auf mehr. Danke an die Veranstalter. Nicht nur die Weine waren spanned, sondern auch die Technik.
Kann man den Film im nachhinein irgendwo anschauen?
Ja, der wird noch aufbereitet und dann öffentlich verfügbar sein. Ich werde darauf hinweisen. Eine Einschätzung in wie weit diese Bearbeitung sinnvoll und redselig war oder ob diese nur dem Marketing dient, werde ich mir auch nicht ersparen.
Die Kommentarfunktion ist deaktiviert.