Auf der ProWein probierten wir Wein aus Korsika. Peer F. Holm präsentierte in einer Veranstaltung kenntnisreich vor allem Rotweine aus autochthonen Rebsorten von dieser Insel. Als Kontrast: Vielfach kennt man in Deutschland nur den ganz einfachen Wein aus Korsika. In deutschen Supermärkten gibt es so etwas. Diese stammen von zwei Kooperativen, die in flachen östlich gelegenen Gebieten der Insel ihre Reben stehen haben (es gibt aber die ganze Bandbreite an Weine von diesen Erzeugern). Doch Korsika hat ganz andere Qualitäten zu bieten. Jeder, der schon einmal dort war kennt dies.
Geschichte des Weinbaus auf Korsika
Korsika kann auf eine lange Geschichte zurückblicken. Hier gibt es schon ewig Wildreben. 600 Jahre vor Christus gab es hier bereits einen ertragsorientierten Weinbau durch die griechische Besiedlung. Auch die Römer haben ihre Spuren hinterlassen. Unter der 400 Jahre andauernden Herrschaft von Genua wurde der Weinbau auf Korsika maßgeblich gefördert. Wein durfte allerdings damals nur nach Genua ausgeführt werden.
Heute gehört Korsika bekanntlich zu Frankreich. Das steht so auch auf den Flaschenetiketten. Doch wenn man die Korsen fragt, ob sie Franzosen sind, so beantworten viele diese Frage mit nein. Und ebenso sind die Weine eigentlich nicht wirklich französisch, auch wenn mit der französischen Herrschaft über die Insel der Weinbau intensiviert wurde. Der aus Korsika stammende Napoleon setzte sich für den Weinbau hier ein. Stilistisch sind die Weine heute aber nicht vergleichbar mit den bekannten Rotweingebieten wie Bordeaux, Burgund oder der Rhone. Auch die Rebsorten haben jetzt kaum etwas mit den dort verwendeten zu tun. Wein aus Korsika ist eigenständig.
Geologische und klimatische Voraussetzungen für den Wein aus Korsika
Die Insel ist sehr gebirgig. Manche sprechen von einem Fels, der sich aus dem Meer erhebt. Die Böden sind recht unterschiedlich. Während im Westen Granit vorherrscht, findet man im Norden vor allem Schiefer. Zudem gibt es auch noch Kalkstein, Tonerde und sandigen Mergel in einigen Küstenbereichen. Die Insel Korsika ist vom Mittelmeerklima geprägt. Für den Weinbau ist es eher als Grenzgebiet zu bezeichnen. Die kühlen Berge schaffen jedoch in den heißen Sommern genügend Abkühlung um hervorragende Weine erzeugen zu können.
Wein aus Korsika ist rar. Vielfach wird er auch der Insel selbst getrunken. Die Einheimischen und vielmehr ein hochwertiger Tourismus ermöglichen dies. Die Rebfläche umfasst derzeit lediglich 5800 Hektar. Das war schon mal anders. Vor allem in den 1970er Jahren gab es einen – allerdings in den niedrigen Qualitäten – vorangetriebenen Boom des Weinbaus auf Korsika. Dabei wurden auch viele genuin französische Rebsorten angebaut. Aus den Misserfolgen dieser Entwicklung heraus besann man sich aber wieder auf die Tradition und Qualität mit autochthonen Rebsorten.
Derzeit lassen sich ca. 30 autochthone Rebsorten auf Korsika ausmachen. Recht verbreitet sind die roten Rebsorten Carcajolo Noir, Sciaccarello und Niellucciu (dem Sangiovese verwandt) und auch Minustrellu (verwandt mit Mourvedre). Bei den Weißweinen ist der Vermentinu (Vermentino) sehr bekannt. Neben den deutlich erkennbar autochthonen Rebsorten wie Sciaccarello, die wahrscheinlich schon von den Römern auf Korsika angebaut wurde, ist ein italienischer Einfluss ist auch ein jüngerer geschichtlicher Einfluss nicht zu übersehen.
Auch wenn der Rosewein auf Korsika durch die Touristen im Sommer sehr wichtig ist, probierten wir auf der ProWein einen Weißwein aus Vermentinu und vier Rotweine aus autochthonen Rebsorten. Bei den Rotweinen überrascht ihre Eleganz und Leichtigkeit. Die Alkoholgrade liegen selten höher als bei 12,5 Prozent. So kann man im Sommerurlaub so einen Rotwein leicht gekühlt trinken. Zur korsischen Küche passen diese Weine ebenso sehr gut. Diese ist von Wildgerichten (besonders Wildschwein) und Kräutern geprägt.
Bei den Rotweinen haben mir besonders der 1769 von der Domaine Vico (Clos Venturi) aus der Rebsorte Carcajolu Neru aus dem Jahrgang 2015 und der 2012er Sciaccerello Cuvee de Cardinal von der Domaine Comte Peraldi gefallen. Während der Carajolu Neru käutrig mit dunklen Beeren und einem fruchtigen Gaumen besticht, zeigt der Sciaccerello eine gewisse Lagerfähigkeit von Wein aus Korsika. Auch weil das Thema mir zuvor recht unbekannt war, fand ich dies eine sehr interessante Verkostung, die Peer F. Holm mit viel Detailwissen über die Insel und die dortigen Weine moderiert hat.