Heute gab es in Köln eine Verkostung von Wein aus Montefalco in Umbrien. Der inzwischen typisch gewordene Sagrantino di Montefalco stand dabei im Mittelpunkt. Eine gut besuchte und von Jens Priewe geführte Verkostung beschränkte sich auf sieben Exemplare dieses trockenen roten Sagrantino. Bis zu den 80er Jahren war er dieser Wein ausschließlich süß. Derzeit umfasst der Anbau des Sagrantino di Montefalco nach einer rasanten Flächenzunahme 670 Hektar. 2000 waren es erst 120ha gewesen. Deutschland ist laut offizieller Exportstatistik mit einer Abnahme von derzeit 1% nicht wirklich bedeutend.
Der Sagrantiono DOCG hat mindestens eine 12 monatige Barriquelagerung hinter sich und erhält eine Freigabe für den Handel nach 36 Monaten. Schaut man in den Gambero Rosso, so nimmt der Sagrantino die Montefalco im Bereich Umbrien einen überwiegenden Anteil unter der 3-Gläser Weinen ein. Neben dem Montfalco bianco gibt es noch zwei rote Brüder. Der Montefalco rosso ist ein etwas einfacherer Wein, der hauptsächlich aus Sangiovese besteht. Der Sagrantino Passito ist hingegen die süße und ursprüngliche Variante des Sagrantino. Eine Verkostung dieses Weins ist durchaus interessant, auch wenn dieser Wein für hiesige Geschackserfahrungen ersteinmal etwas ungewöhnlich ist.
Doch zurück zu der Verkostung der trockenen Sagrantino di Montefalco. Geschmacklich waren diese durchaus vielfältig. Jens Priewe schien nicht von jedem der vorgestellten Weine begeistert. Sie stammten aus verschiedenen Weingütern und Jahrgängen. Zwei Weine möchte ich hier hervorheben, da mir diese gefallen haben. Zum einen ist da der Montefalco Sargrantino 2006 von Madonna Alta. Er zeigt sich in einer dunklen Rubinfarbe im Glas. In der Nase ist eine lustige und etwas süßliche Frucht mit Weihrauch im Hintergrund. Am Gaumen ist ein vorsichtig marmeladiger Geschmack. Für einen Sagrantino besitzt dieser Rotwein von Madonna Alta relativ wenig Säure, die sich hier schön feinkörnig präsentiert.
Ebenso sehr empfehlenswert halten wir den Montefalco Sagrantino Ugolino aus 2004 von der Cantina Terre de Trinci (siehe Foto oben Stand des Weinguts mit Lorenzo Mattoni). In der Nase ist Vanille auf süßer Frucht. Hinten am Gaumen zeigen sich Amarenakirschen. Der Nachhall ist marmeladig geprägt. Von der Säure her würde ich den Montefalco Sagrantino Ugolino aus 2004 von der Cantina Terre de Trinci sogar als sehr gut trinkig klassifizieren.
Grundsätzlich muss man jedoch festhalten, dass Sagrantino di Montefalco ausdrucksstarke Weine sind. Aufgrund der intensiven (wenn auch meist feinen) Säure und Alkoholwerten bei bis zu 15% (wenn auch häufig sehr gut eingebunden) sind diese Weine jung nicht leicht zugänglich. Das dafür veranschlagte Preissegment bei 25 bis 30 Euro pro Flasche scheint auf dem deutschen Markt derzeit schwierig zu realisieren zu sein.
So sehr ich die massiven und kräftigen Sagrantino mag, im Fachhandel lassen sich diese “Wuchtbrummen” aus Vanille, Frucht, Tannin und Alkohol nur sehr schwer unterbringen. Eigentlich schade für so einen eigenständigen Wein. Dass so eine Silistik aber auch ankommt, beweist auf der anderen Seite ja der Amarone.
Der Vergleich mit dem Amarone ist interessant. Nach einer Studie sagten 78% von befragten Experten, dass Sagrantino di Montefalco eine ganz eigene Charakteristik besitzt. Wenn man fragt, welchem italienischen Wein er am ähnlichsten ist, antworteten immerhin 18% dem Amarone. Das ist auch die häufigste Antwort gewesen. Was die Vermarktung betrifft, ist der Amarone trotz des höheren Preissegments eine sehr bekannte Marke über den Fachhandel hinaus. Aber auch hier greifen Kunden lieber zu günstigeren Flaschen um 10 bis 15 Euro (wie die auch von Supermärkten angeboten werden), statt die qualitativ hochwertigen Amarone um die 30 Euro zu kaufen.
Mehr Bilder beim Weinding und einen schönen Gruß
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