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Wein beim Discounter: Die „Koalition der Billigen“

Die Novemberausgabe von Öko-Test beschäftigt sich mit Wein aus dem Discounter und kommt dabei zu überraschend positiven Ergebnissen. 75% aller getesteten Weine wurden bei der Sensorikprüfung als „gut“ bezeichnet. Dieses positive Urteil deckt sich keineswegs mit anderen Untersuchungen, die darüber hinaus einen erschreckend hohen Anteil von offensichtlichen Weinfehlern im Diskont feststellen. So wurde das Urteil „gut bis sehr gut“ im letzten Jahr bei einem Test der Zeitschrift „Weinwirtschaft“ nur an 2,4% der Weine aus dem Diskont verliehen. Alle anderen schnitten schlechter ab. Jeder siebte Wein war gar mangelhaft.

Zudem kann bei den im Diskont gehandelten Mengen nicht immer von einzelnen Flaschen auf den restlichen „Wein“, der mit dem selben Etikett verkauft wird, geschlossen werden. Bei einem eigenen Sensoriktest von mehreren Flaschen eines Weins, die aus unterschiedlichen Chargen stammten, wurde diese Vermutung bestätigt. Der Geschmack (zumindest bei diesem einen mit identischer Bezeichnung im Diskont verkauften Weins) schwankte sehr stark. Teilweise ist das Etikett auch irreführend, da evtl. zwar der Wein aus der dargestellten Rebsorte gewonnen wurde, aber eben nicht rebsortentypisch schmeckt. Diese Anforderung sollte doch mindestens auch für einen guten und günstigen Wein gelten.

Es ist seltsam, dass die eigentlich angesehene Zeitschrift Öko-Test mit solch einer billigen Nummer ihr Image ramponiert. Sie hilft sicherlich kurzfristig dem angeschlagenen Ruf des Weins aus dem Diskont und macht die eigene Marke in einer sonst nur kaum erreichten Zielgruppe bekannt. Doch um welchen Preis! Bei den verwendeten Methoden gerät dieses Logo in Gefahr eine ähnliche Aussagekraft zu erhalten wie eine „Silberne Kammermünze“. Solche Weine habe ich auch schon bei Aldi gesichtet, mache da aber aus schlechter Erfahrung einen weiten Bogen drum. Auch Gold glänzt nicht immer.