Um eins gleich vorweg zu sagen: Der Weinatlas Deutschland ist ein meisterhaftes Standardwerk. Während viele in der Weinbranche derzeit werbend vom Terroir reden, beschreibt der Weinatlas Deutschland anschaulich die Geografie und Geologie des deutschen Weins. Er veröffentlicht Karten von allen deutschen Weinbaugebieten und benennt die über 2.500 Einzellagen.
Ein Stichwortverzeichnis hilft den Überblick zu behalten. Wenn man z.B. eine Flasche Rödelseer Küchenmeister besitzt und nichts weiteres über den Wein weiß, als das Etikett verrät, kann man entweder über das Ortsverzeichnis Rödelsee finden oder über das Lagenverzeichnis gelangt man auf Seite 214 und Seite 216 des Weinatlas Deutschland. Den Lagennamen Küchenmeister gibt es nur einmal. Über das Lagenverzeichnis erfährt man aber auch, dass die Lage Altenberg 29 Mal in den deutschen Anbaugebieten existiert. Den Herrenberg gibt es sogar 34 mal. Klosterberge, Rosenberge, Kirchberge und Höllen sind auch vielfach zu finden. Doch Schloßberg und Sonnenberg sind die am häufigsten vergebenen Lagennamen.
Die Lagen im Weinatlas Deutschland
Auf der Seite 214 sieht man dann, dass die Lage in der Nähe von Iphofen (Franken) gelegen ist, als “Privilegierte Lage” gilt und nicht weit vom Kronsberg und Julius-Echter-Berg entfernt ist. Die Bewertungen der Lagen in den fünf Kategorien “Besonders privilegierte Lage”, “Privilegierte Lage”, “Gute Lage”, “Weitere Rebfläche” und die Einzeichnung der Großlagen geben einen Anhaltspunkt über die Herkunft des Weins. Löblich ist, dass die Differenzierung in die ersten drei Kategorien auch für die Ersten Lagen des VDP gilt. Zudem existieren auch “Besonders privilegierte Lagen”, die nicht vom VDP als Erste Lagen eingestuft werden.
Doch zurück zum Rödelseer Küchenmeister. Auf Seite 216 vom Weinatlas Deutschland erfährt man weitere Einzelheiten über diese Einzellage. Es finden sich sehr umfangreiche Angaben über die Größe, die Höhe, die Hangausrichtung, die Steilheit, die Bodenverhältnisse, die wichtigen Rebsorten, die wichtigsten Weingüter, die die Lage bewirtschaften, einige Besonderheiten und die Typizität der Weine dieses Ursprungs. Das sind Details, die einem meist den Genuss eines Weins verschönern können.
Doch der Weinatlas Deutschland ist nicht nur ein bloßes Zahlen- oder Datenwerk. Es finden sich zahlreiche einleitende Texte über die Weinbaugeschichte, die verwendeten Rebsorten und die einzelnen Anbaugebiete. Auch über die jeweiligen klimatischen Bedingungen und Böden wird berichtet. Die großen Weinbaugebiete werden detailliert unterteilt und in diesen Teilgebieten beschrieben. Die wunderschönen und eindrucksvollen Fotos (von Hendrik Holler) laden zu einem Besuch in den Weinbauregionen ein.
Ein Standardwerk über deutschen Wein
Mit dem Weinatlas Deutschland ist Dieter Braatz, Ulrich Sauter und Ingo Swoboda ein Standardwerk gelungen. Es berichtet umfassend, detailliert, zuverlässig und genau über fast alles, was man über die deutschen Anbaugebiete und seine über 2.500 Einzellagen wissen sollte. Diese Buch sollte jeder Interessierte an deutschem Wein im Bücherschrank haben. Es wird dort kaum Staub ansetzen.
Dieter Braatz, Ulrich Sauter, Ingo Swoboda, Hendrik Holler: Weinatlas Deutschland, Hallwag Verlag München 2007, 280 Seiten, 59,90 Euro