Das Thema ist alt. Die Weine ganz neu. Ich habe die aktuellen Jahrgänge von der Edition Fritz Keller für Aldi vor mir stehen. Aber eigentlich will ich die noch gar nicht probieren. Da ist so viel was vorher noch geklärt werden muss. In den vergangenen Wochen habe ich z.B. am Rande der ProWein so viel Mist über Wein bei Aldi und deren Zusammenarbeit mit hochwertigen Weinerzeugern und bekannten Beratern gehört. Vor allem Mitarbeiter eines Wein-Verlages, in dem eine Zeitschrift vor einiger Zeit mit ganzseitiger Werbung für den Wein von Lidl erschien, äußerten sich negativ über die Glaubwürdigkeit von den Leuten, die mit Aldi zusammenarbeiten. Hier geht es aus meiner Sicht mehr um das Abstecken der Reviere bzw. Konkurrenzdenken innerhalb der Weinszene, als um den Einsatz für bestimmte Vermarktungsformen von Wein.
Aber auch auf der Basis der Diskussion als Klassenkampf: Ich finde jede Handelsschiene sollte versuchen zu akzeptablen Preisen die beste Ware in die Regale oder auf die Palette zu bekommen, die möglich ist. Das hört sich erst mal nach marktwirtschaftlicher Sozialdemokratie an, aber: Grundsätzlich einen Handelsweg zu diskreditieren oder gar Personen (die für eine Beratungsleistung bezahlt werden) der Bestechlichkeit zu bezichtigen, führt nicht weiter. Vielmehr schränkt solch ein Denken ein. Man kann sich fragen, wie Engstirnigkeit und eine ergebnisoffene Bewertung von Weinen zusammenpassen.
Die Nische Fachhandel bestand noch nie jenseits des Gesamtmarktes. Sie ist Teil dieses Marktes. Sein Anteil wird auch durch die eigene Leistungsfähigkeit festgelegt. Wenn andere Vermarktungsschienen besser werden, so muss dieses Segment ebenso seine Vorzüge herausstellen. Ein wesentlicher Teil davon ist die klassische Fachberatung. Und eigentlich ganz simpel die Qualität der Produkte. Aber das kann auch hier noch nicht alles sein. Anstatt auf anderen Vermarktungsformen herumzuhaken oder gar diese für Schuldig am eigenen Misserfolg zu erklären, sollte man einen eigenen Weg hin zum Erfolg suchen.
Weine der Edition Fritz Keller
Ich schweife ab: Auch im eher herausforderungsvollen Jahr 2013 hat die Edition Fritz Keller wieder angemessen gute Weine in die Flasche bekommen. Der lachsrosane Rose, ist frisch mit Himbeeren in der Nase. Erzeugt ist dieser Wein aus Spätburgunder. Am Gaumen ist eine markante Säure, die den Wein schön spritzig in den Trinkfluss bringt. Etwas weißer Pfeffer und dezente florale Aromen sind im Nachhall des trockenen Rose. Rundherum ist das gelungen. Nichts großes, aber völlig in Ordnung für den Preis, den man an der Kasse des Hart-Discounters (der sich mit dieser Eigenmarke auch etwas softer zeigt) zahlt. Und der Schrauber verhindert den Korkfehler.
Der Weiße Burgunder aus dem aktuellen Jahr 2013 der Edition Fritz Keller ist strohgelb im Glas. In der Nase kann man fruchtig Pfirsich und reife Birne wahrnehmen. Der Gaumen ist säuregeprägt und schön trocken. Als gradlinig, knackig und blitzsauber kann man den Weißburgunder von Fritz Keller bezeichnen. Auch im Jahr 2013 werden diese Weine ihrem Anspruch gerecht. Man kann hier sicherlich kein Experiment oder irgendeine Herausforderung erwarten. Aber genau das wollen sehr wahrscheinlich die Käufer bei Aldi so.
Der Weißburgunder wird zu Vorspeisen, Fisch und Geflügel empfohlen. Das ist im ersten und dritten Fall etwas allgemein. Aber grundsätzlich passt das schon. Besser als „passt zum Spiel und vergnüglicher Stunde“. Aber auch das ginge wahrscheinlich in Ordnung. Das Mindestalter der Reben wird beim Weißburgunder mit 10 Jahren angegeben. Beim Spätburgunder Rose sollen es gar 12 Jahre sein. Naturnahe Erzeugung, Ertragsreduzierung und selektive Handlese sind weitere Schlagworte aus dem mir vorliegenden Beipackzettel zu den beiden Weinen.
Noch was zu den Etiketten: Hier kommt der im Titel versprochene Herr Schlemmer ins Spiel. Dieser heißt mit Vornamen Oskar und gilt als einer der bedeutendsten Künstler der klassischen Moderne. Seine 1932 mit Kohle, Graphit und braunem Farbstift auf Transparentpapier gezeichnete Skizze der Bauhaustreppe ziert die Etiketten der 2013er Weine der Edition Fritz Keller. Diese hat sich bekanntlich dem Bauhaus verschrieben. Hier haben wir schon einmal dargelegt, dass dies gerade auch in den Discounter passt. Leider wird wahrscheinlich die Mehrzahl der Kunden bei Aldi mit Kunst oder Bauhaus nicht so viel anzufangen wissen. Aber man sollte dieses Klientel wahrscheinlich auch diesbezüglich nicht zu sehr unterschätzen.
Edition Fritz Keller bei Aldi
Die beiden Weine sind seit Kalenderwoche 13 bei Aldi Süd erhältlich. Alle die im Norden der Republik wohnen, können wahrscheinlich ab dem 12. Mai 2014 den Rose für kurze Zeit als Aktionsartikel bei Aldi kaufen.