Kurt Tucholsky bedauerte einmal, dass man Wein nicht streicheln kann. Aber man kann ihn in diesen Tagen sehr gut schnüffeln. Im Schnüffelparcours der Hanse Stube des Excelsior Hotel Ernst sind Gläser mit rebsortentypischen Geschmacksrichtungen neben den entsprechenden Weinen angeordnet. Die Weine kommen aus deutschen Anbaugebieten, denn diese Aktion ist im Rahmen der Kampagne „WeinEntdecker werden“ vom Deutschen Weininstitut (DWI) aufgebaut. Und so gibt es im Schnüffelparcours die weit verbreiteten Rebsorten Riesling, Spätburgunder und Grauburgunder neben den hier sehr typischen Trauben, wie Trollinger, Frühburgunder und Silvaner zu probieren.
Ob Himbeere, Kakao oder Lakritze: Die Frage woraus die jeweiligen Geruchsrichtungen in einem Wein entstehen, ist wissenschaftlich noch nicht genau geklärt. Die sechs in Köln präsentierten Rebsorten besitzen jedoch eine spezifische Typizität. Diese kann man im Parcours mit frisch bereiteten Proben erschnüffeln. Es ist nicht nur ein spannendes Spiel, wenn man erst den Wein riecht und versucht blind die Aromen zu beschreiben. Man kann es auch als eine gute Übung betreiben, sein eigenes Geschmacksempfinden zu trainieren oder zu überprüfen. Denn wenn man nicht neugierig durch diese Welt geht, hat man unter Casis evtl. etwas anderes im Gehirn abgespeichert.
Beim Riesling sind zum Beispiel Zitrone, Eisbonbon oder auch Hefe in Gläsern bereitgestellt. Eine Mitarbeiterin der Hanse Stube warnt: Man soll die Nase bei manchen natürlichen Geruchsproben nur vorsichtig ins Glas zu stecken. Und tatsächlich, wenn man fahrlässig ist, kann man das Aroma, was man vorher im Wein wahrgenommen hat, nicht mehr reichen. Auch dies ist eine interessante Erfahrung. Die Geschmacksnerven sind fast wie ein Muskel: Man muss sie trainieren um sicher und zuverlässig mit der Nase arbeiten zu können. Und man muss seine Nase schützen. Der Schnüffelparcours zeigt auch recht deutlich wie wichtig der Geruch beim Wein ist. Die Zunge kann nur ohnehin nur Dinge wie süß, sauer, salzig und bitter erkennen. Was ist dagegen die riesige und nahezu unerschöpfliche Welt des Geruchs?
Nach einigen Geruchserlebnissen wird es beim Spätburgunder besonders spannend. Hier kann man einen Wein aus Assmannshausen (Rheingau) gegen einen Ahrweiler Rotwein vergleichen. Ein Spätburgunder aus Baden wäre bestimmt als dritte Referenz daneben auch noch sehr interessant gewesen. Denn beim Wein ist nicht nur die Rebsorte wichtig. Auch die klimatischen Bedingungen, die Bodenverhältnisse und die Weinbautradition (oder weiter gefasst der Faktor Mensch) sind prägend für den Geruch und Geschmack eines Weins. Aber auch so: Beide Spätburgunder unterscheiden sich und geben markant das Profil ihrer Region wieder. Der Vergleich mit den angebotenen Schnüffel-Aromen ist erstaunlich.
Der Schnüffelparcours in Köln bietet für viele Teilnehmer etwas. Egal ob man absoluter Weinfreak ist oder sich nur mal so aus Spaß mit Wein beschäftigt: Man kann hier nicht nur zum Weinentdecker werden, sondern auch neue Sichtweisen auf eine bislang bekannte Welt der Weine entwickeln und damit etwas Bekanntes neu entdecken. Die Aktion ist leider etwas weit hinten in der Hanse Stube im zentral am Hauptbahnhof gelegenen Excelsior Hotel Ernst versteckt. Wenn man aber hingefunden hat, wird man begeistert sein und kann auf seine ganz persönliche Entdeckungsreise gehen. Hoffentlich wird der Schnüffelparcours hier oder auch an anderer Stelle mal wiederholt.
Riesling Lounge/Hanse Stube im Excelsior Hotel Ernst
Domplatz / Trankgasse 1-5
50667 Köln
19. bis 28. Oktober 2012
Montag bis Sonntag 18:00 bis 22:30 Uhr