Jetzt geht es zu zwei Rieslingen aus dem Weingut am Nil. Sicherlich gibt es auch in Ägypten Weinbau. Doch dies hier ist kein Dampferausflug zum „Tod auf dem Nil“. Es geht vielmehr ins pfälzische Kallstadt. Hier existiert das Weingut am Nil. Was erstmal kurios klingt, klärt sich schnell auf. Sein Name erinnert an eine offiziell nicht mehr existierende Lage. Diese ist in den 1970er Jahren bei der großen Lagenreform per Weingesetz in den Saumagen einverleibt worden.
Nach der Übernahme des Weinguts Eduard Schuster in Kallstadt im Jahr 2010 gelang es der Familie Pohl innerhalb kurzer Zeit eine gehobene Gastronomie, eine schicke Vinothek und ein kleines Gästehaus zu etablieren. Vor allem die Rieslinge aus dem Weingut am Nil werden inzwischen sehr geschätzt. Es liegt angrenzend an der Lage Nil, also dem heutigen Kallstadter Saumagen. Insgesamt werden 16 Hektar bewirtschaftet. Von dieser Rebfläche liegen 3,5 Hektar im Saumagen. Aber auch in der sehr renommierten Ersten Lage Ungsteiner Herrenberg hat das Weingut Anteile von ca. einem Hektar.
Ungsteiner Herrenberg verkostet
Der Ungsteiner Herrenberg aus dem Jahr 2015 zeigt ein helleres Strohgelb im Glas. In der Nase sind bei diesem Riesling weißer Pfirsich mit weicher Aprikose im Hintergrund. In der zweiten Nase sind mineralische Noten zu riechen. Er hat eine extrem typische Nase für einen Riesling aus der Pfalz. Dieser Herrenberg erinnert mich tatsächlich an meine ersten guten Erfahrungen mit Weinen aus dieser Region. Am Gaumen ist eine frische straffe aber fruchtig umrahmte und gut eingebundene Säure. Diese tänzelt auf der Zunge. Im Nachhall kommt der Pfirsich mit saftig-frischer Quitte und feinem Schmelz zum Tragen. Eine ausgewogene Frucht bleibt bei diesem Riesling vom Weingut am Nil sehr erfreulich lange stehen.
Kallstadter Saumagen verkostet
Der Kallstdter Saumagen ist stohgelb mit leicht grünlichen Reflexen. In der Nase sind sehr reife Früchte mit saftigem Pfirsich und Quittengelee. Dieser Riesling wirkt in der zweiten Nase fast schon wie eine Aromarebsorte. Das erinnert mich etwas an feine Gewürztraminer mit einer dezenten Rosennote. Dabei verliert dieser Riesling aus dem Saumagen keineswegs seine Rebsortencharakteristik. Diese Note passt hier ganz gut, da sie nicht ganz so üppig ausfällt. Vielmehr sind im Hintergrund helle Früchte präsent und fein verwoben. Am Gaumen ist der Saumagen erfrischend. Ich vermute, dass dieser Riesling vom Weingut am Nil aus recht reifen Trauben erzeugt wurde. Die Länge macht so richtig Spaß. In einer reifen Pfirsichfrucht untermahlt von feiner und zugleich spannender Säure ist ein dezenter weißer Pfeffer zu spüren. Dieser Kallstadter Saumagen bringt viel Spaß ins Glas. In einer Verkostung von Großen Gewächsen aus der Pfalz befindet sich dieser Riesling in bester Gesellschaft.
Es ist immer etwas undankbar zwei Weine parallel zu verkosten. Man neigt dazu, den einen zu präferieren und dem anderen Wein damit nicht ganz gerecht zu werden. Doch ich gebe es zu: Mir gefällt besonders der Saumagen. Der ist sicherlich der intensivere Riesling. Das ist ein leicht unfairer Pluspunkt. Mir gefällt aber seine Extravaganz. Der Herrenberg hingegen punktet mit fast schon aristokratischer und gradliniger Eleganz. Beide Rieslinge liegen preislich bei ca. 20 Euro pro Flasche. Der Saumagen leicht drüber. Das ist für diese außergewöhnliche Qualität mehr als gerechtfertigt. Ein großes Kompliment geht an den Nil in der Pfalz. Hier ist deren informative und sehenswerte Webseite.
Zwei Rieslinge vom Weingut am Nil aus Kallstadt / Pfalz
Ungsteiner Herrenberg Riesling
Deutschland – Pfalz
Inhalt: 0,75
Alkohol: 13 %
Jahrgang: 2015
AP-Nr: 51233411516
Verschluss: Naturkorken
EAN: 4160262270306
Kallstadter Saumagen Riesling
Deutschland – Pfalz
Inhalt: 0,75
Alkohol: 13,5 %
Jahrgang: 2015
AP-Nr: 51233411616
Verschluss: Naturkorken
EAN: 4160262270313