Alle historischen Zusammenbrüche der Monarchien haben die Hierarchie der katholischen Kirche nahezu unberührt gelassen. Die Nachfahren der (ehemaligen) Fürsten und der anderen Angehörigen von Königshäusern tauchen nur noch in den Klatschspalten der Yellowpress auf und sind nur noch für Skandale wichtig. Eine ähnliche Position hat der Weinadel: Weinköniginnen und -könige. Diese sind zwar nur selten für Skandale verantwortlich. Ernst genommen werden sie jedoch kaum. Sie haben einen eher dekorativen Charakter und sind häufig von lokaler Bedeutung. Eventuell sollte man mal hier etwas über den Weinverstand und die Lieblingsweine der Weinköniginnen schreiben.
Die Gattung des Weinpapstes hat die massenmediale Deutung des Weins übernommen. Im Unterschied zur katholischen Kirche, in der es immer nur einen Papst gibt, findet in der irdischen Welt des Weins ein beständiger Wettkampf zwischen den Päpsten um die Deutungshoheit statt. Dabei sind von den Kontrahenten auch die Marketingstrategien der Weinerzeuger zu beachten, denn in diese Vermarktung in der optimalen Form eingebunden zu werden, kann die Seriosität und Bekanntheit erheblich steigern. Das gilt insbesondere für solche Vertreter, die Punkte vergeben und mit ihrem Gaumen eine vertikale Geschmacksnormierung vornehmen. In ketzerischer Tradition sollen hier jetzt keine Namen genannt sein. Nur ein kleiner Aufruf soll diesen Beitrag abrunden: Vergiss die Päpste, vergiss ihre Punkte und bilde dir dein eigenes Urteil!