Und weiter geht die wilde Fahrt. Konkret gemeint ist hier die allmonatliche Weinrally. Stefan Schwytz hat in seinem Blog diese für den April mit dem Motto Blaufränkisch vs. Lemberger ausgerufen. Mein Beitrag beschäftigt sich mit zwei jeweils klassischen Regionen dieser einen Rebsorte nämlich Württemberg und dem Burgenland. Ich muss ehrlich eingestehen, dass es viele andere Rebsorten gibt, mit denen ich mich intensiver auseinander gesetzt habe. In der Verkostung gehen wir – weil das Gute liegt so nahe – von Nord nach Süd.
Lemberger aus Württemberg
So startet die Weinrallye mit dem Lemberger Hebsack trocken vom Traditionsweingut Weingut Jürgen Ellwanger. Weinbau wird in der Familie seit 500 und einem Jahr betrieben. Heute hat man 26 Hektar Rebfläche in 5 Orten. Der Hebsacker gehört in die Kategorie Ortwein. Der Lichtenberg gilt in diesem Ort als beste Lage in der das VDP-Weingut Ellwanger auch ein Großes Gewächs jeweils aus dem Spätburgunder und dem Lemberger erzeugt. Beide sind auf ähnlichem Preisniveau und gelten als die Spitzenweine des Weinguts.
Kommen wir zur Verkostung: Der Lemberger Hebsack trocken von Ellwanger zeigt sich in einem helleren Rubinrot mit violettem Rand im Glas. In der Nase ist pfeffrige Würze und Pflaumenaromatik. Mit der zweiten Nase rieche ich reife Schwarzkirschen und getrocknete dunkle Früchte. Dabei behält dieser Lemberger einen weißen Pfefferton. Ganz unorthodox würde ich es als eine Mischung zwischen würzigem Spätburgunder und Chianti Classico ansehen. Das würde man jedenfalls meinen, wenn man diese Rebsorte nicht kennen würde.
Der Gaumen ist bei diesem Rotwein vom Weingut Ellwanger packend würzig mit gut integrierter Säure. Kurz meine ich er wirkt etwas dünn. Aber nein er meldet sich mit Rostaromen etwas feuchtem Tabak und ganz im Hintergrund leicht scharf wirkendem schwarzen Pfeffer in einer etwas holprigen Länge zurück. Untermahlt ist diese von einer musigen Pflaume. Man sollte diesem Lemberger aus Württemberg allerdings etwas Zeit zum öffnen geben. Mit einem zweiten Glas nachverkostet wirkt er wesentlich ruhiger. Insgesamt halte ich diesen Rotwein von Ellwanger für empfehlenswert, wenn man mal etwas Neues ausprobieren möchte. Dieser Lemberger ist im besten Sinne dieses Begriffes interessant, weil spannungsreich.
Blaufränkisch aus dem Burgenland
Nun geht es geschwind in die eigentliche Heimat des Lemberger. Diese ist nämlich das Burgenland. Hier heißt er jedoch schon immer Blaufränkisch. Nachgewiesen ist die Rebsorte in Österreich im 18. Jahrhundert. Ins Glas gibt es den Blaufränkisch vom Weingut Heinrich. Neben dem Rebsortennamen und der Herkunft tut sich hier noch ein drittes “vs.” auf. Der Blaufränkisch vom Weingut Heinrich ist nämlich kein Ortswein mit ähnlichem Boden, sondern ein Cuvee aus drei verschiedenen Bodentypen. Da wachsen die Reben „an den kalk- und schieferhältigen Lagen des Leithagebirges, den sandig-lemigen Südhängen der Parndorfer Platte und im fruchtbaren, ebenen Heideboden“, so der Erzeuger selbst.
Zum Blaufränkisch vom Weingut Heinrich: Dichtes Rubinrot mit purpurnem Rand im Glas. In der Nase ist eine vollreife Kirsche. Dunkele Waldbeeren und Tabak ist in der zweiten Nase. Der Gaumen ist erst saftig und kompakt. Dann zeigt sich etwas Säure. Die Frucht bleibt schön stehen. Nach hinten wirkt er etwas adstringierend, wobei die rotbeerige und später fast schon brombeerige Frucht dies schön abfedert. Dieser Blaufränkisch ist eindeutig fruchtintensiver als der Lemberger von Ellwanger aus Württemberg. Das Bilden eines Cuvee aus drei Bodentypen hat sich bezüglich der Harmonie ausgezahlt. Zugleich gilt 2012 im Burgenland auch als ein sehr gutes Jahr.
Ich werde nach dieser Verkostung nicht gerade zum Blaufränkisch/Lemberger-Fan. Beides sind aber interessante und gute Weine mit denen man Spaß haben kann. Sie sind jeweils ihr Geld wert. Den Lemberger aus 2012 vom Weingut Jürgen Ellwanger habe ich für 10 Euro erstanden und für den Blaufränkisch vom Weingut Heinrich aus dem Burgenland habe ich 14 Euro bezahlt. Persönlich finde ich den Lemberger aus Württemberg etwas interessanter, weil ich würzige Spätburgunder mag. Vielen wird der Blaufränkisch besser gefallen, weil es der opulentere Rotwein ist. So also 1:1 und damit unentschieden. Es war wieder einmal eine schöne Rallye. Auf ein Neues im kommenden Monat.