Das Thema der diesmaligen Weinrallye ist Rotwein im Sommer. Das ist gar nicht so leicht, weil hier fehlt bei Höchsttemperaturen von 14 (nicht 180) Grad am Tage derzeit einfach der Sommer. Sonst geht Rotwein zu dieser Jahreszeit schon recht gut. Aber es herrscht ja das Vorurteil, dass Rotwein für Herbst und Winter da ist, während man sich im Frühjahr und Sommer dann mit dem Rosé oder Weißwein beschäftigt. Diese Weinrallye wird leider nicht aufzeigen könnten, welche fantastischen Weißweine im Winter gar am Kamin genossen werden können.
Aber Rotweine für den Sommer wird man bestimmt zahlreich präsentiert bekommen. Und da wieder einmal das Gute so nahe liegt, habe ich mich an die Ahr begeben. Hier gibt es einige Genossenschaften. Gar nicht so unbekannt ist mit 600 Mitgliedern die Weinmanufaktur Dagernova aus Bad Neuenahr-Ahrweiler, was sicherlich ein recht ungewöhnlicher Name ist. Dieser soll an einen älteren Namen von Dernau aus dem 8. Jahrhundert erinnern. Ich vermute, dass man sich nach einigen Genossenschaftsfusionen nur schwer auf einen der zuvor bestehenden Namen einigen konnte. Also Dagernova. Auch die Flaschenausstattung ist auch eher ungewöhnlich. Ich würde die passend für ein Gelsenkirchener-Barock-Wohnzimmer halten. Aber das ist ja reine Geschmackssache.
Besser früh als spät?
Der Frühburgunder ist in Deutschland nicht sehr weit verbreitet und genießt eher ein Schattendasein in der Größe einiger Weine aus der traditionellen roten Rebsorte Spätburgunder und mancher Masse des eher neueren und in manchen Kreisen sehr beliebten Dorfelders. An der Ahr sind gerade mal 35 Hektar mit Frühburgunder bestockt. Damit ist es nach Spätburgunder, Blauem Portugieser und Riesling die viertstärkste Rebsorte mit einem Anteil von 6,5% in diesem Anbaugebiet. Jedoch tut sich an der Ahr mit dem Frühburgunderforum recht viel um dieser Rebsorte mehr Aufmerksamkeit zu schenken.
Dagernova Frühburgunder
Der 2014er trockene Frühburgunder von Dagernova zeigt sich in einer sehr hellen rubinroten Farbe im Glas. Man könnte ihn schon fast für einen sehr dunkel geratenen Rose halten. Manche Tavel haben eine solche Farbe. Die Nase erinnert an einen sehr leichten und fruchtgien Spätburgunder. Da ist Hagebuttenmus und eine dezente Pfeffernote. Saftige Schwarzkirschen sind in der zweiten Nase. Das bewegt sich schon fast in Richtung Ferrero-Piemont-Kirsche oder Eckes-Edelkirsch (vom Geruch her jedoch nicht in der Intensität). Diesem Frühburgunder von Dagernova merkt man auch am Gaumen seine Ähnlichkeit zum Spätburgunder an. Jedoch sind Gerbstoff und Säure hier zurückhaltender. Die Frucht ist etwas breiter. Aber eigentlich ist dieser Wein recht schlank. Die Länge ist nicht sehr ausgeprägt. Dieser Frühburgunder wirkt hier gar etwas speckig. Man kann ihn auch durchaus etwas in den Kühlschank stellen. Da ist er lecker auf der Terrasse.
Nun will ich hier keineswegs den Frühburgunder als Rebsorte abwerten. Es gibt sicherlich hervorragende Weine. Zugleich ist es nicht die nobelste – aber trotzdem eine unterschätzte – Rebsorte in Deutschland. Wenn man ihr auf den Seiten Erzeuger, Handel und Verbraucher mehr zutrauen würde, wäre sie sicherlich auch etwas verbreiteter. Zugleich ist dieser Wein von Dagernova rundum OK. Bei 10 Euro auf der Preisliste ab Genossenschaft (ich habe im lokalen Fachhandel allerdings nur 8 Euro bezahlt) habe ich schon schlimmeres von der Ahr im Glas gehabt. Diese Region ist ja gerade beim Thema Preiseinstieg nicht sehr einfach. Unter anderem sind die zahlreichen Rotweinwandertouristen aus Bonn und Köln daran schuld. Man kann aber auch durch die Weinberge von Dagernova wandern.