Es gibt wieder einen Riesling Classic vom VDP-Weingut Hans Lang aus dem Rheingau bei ALDI Süd. Mehrere Zeitungen griffen dieses Jahr das Thema auf. Ostern schien mir bei Weinthemen ohnehin im Printbereich ein Aufwärmzeitraum für alte Geschichten zu sein. So wurde in der Süddeutschen Zeitung getitelt: “Der Weinrebell – Spitzenwinzer beliefert Aldi”. Das Handelsblatt überzog noch weiter. Hier der Titel: “Spitzenweine zu Discounterpreisen”.
[flv]https://weinverkostungen.de/video/lang-aldi.flv[/flv]Hans Lang im Interview über seinen Riesling Classic auf der ProWein 2008
Die Geschichte dahinter ist jedoch alt. Schon vor einem Jahr interviewten wir die beiden VDP-Winzer Hans Lang (Rheingau) und Raimund Prüm (Mosel) auf der ProWein, da sie ebenfalls damals schon Rieslinge bei ALDI Süd verkauft haben. Dabei wurde erläutert, dass die Weine gar nicht billiger als im Fachhandel sind. Vielmehr sei das mal eine interessante Vermarktungsstrategie. Es wurde mit der kurzen Verfügbarkeit bei ALDI argumentiert.
Nun hat das Weingut Hans Lang wieder 60.000 Flaschen seines Classic-Rieslings an ALDI Süd geliefert. Dort wird dieser zum Flaschenpreis (0,75l) von 7,99 Euro verkauft. Wer dahinter ein ALDI-Schnäppchen vermutet (wie z.B. die Autoren des Handelsblatt und deren gläubige Leser), könnte enttäuscht werden. Eine Literflasche Riesling kostet bei Hans Lang ab Weingut 6,15 Euro. Der Gutswein 0,75l hat den selben Preis. Für einen Riesling Kabinett (trocken, feinherb oder fruchtsüß) zahlt man 7,40 Euro bei Hans Lang in Hattenheim.
[flv]https://weinverkostungen.de/video/pruem-aldi.flv[/flv]Raimund Prüm im Interview über Weine bei ALDI
Also alles wieder nur mal heiße Luft um die VDP-Betriebe und ALDI? Interessant scheinen doch mehrere Fragen zu sein. Ab wann nutzt sich das Marketing von VDP-Weinen über ALDI ab? Bringt es bei zahlreicher Wiederholung negative Folgen für die VDP-Betreibe oder den Verband selber mit sich? Wird dadurch nicht der Fachhandel unruhig, da um so häufiger solche Aktionen laufen, auch bei ALDI & Co mengenmäßig mehr in dem Preissegment gehandelt wird? Es handelt sich ja um das eigentliche das Preis- und Qualitätssegment des Fachhandels?
Und, wieso kündigt das Handelsblatt am 12.04.2009 in ihrem Artikel über Hans Lang mit dem haarsträubenden und doppelt unrichtigen Titel “Spitzenweine zu Discounterpreisen” die Fachmesse ProWein 2009 an? Diese ist schon fast zwei Wochen vorbei? Muss man sich also ernsthafte Sorgen um einige Beschäftigte im Printbereich machen (in diesem Falle Ingo Reich)? Der selbe Autor hatte schon einmal zweifelhaft getitelt unter “Deutscher Wein schmeckt dank Klimawandel” geschrieben.
Wen wundert’s, bei den “Spinnern mit ihren Zeitschriften” 😉 ! (© Rudi Knoll)
Habe den Artikel in der Sueddeutschen auch gelesen. Verstehe die ganze Aufregung nicht, ist doch gut, wenn über Aldi Leute, die ansonsten eher Billigware konsumieren oder vermeintliche Schnäppchenjäger sich mal zu Ostern etwas Gutes gönnen und dann vielleicht ihre Trinkgewohnheiten qualitativ verändern. Schlecht sind die Weine, das hat man bei Prüm gesehen, ja nicht. Dass daran gut verdient wird, ist für mich kein Problem. In Frankreich werden die hochwertigsten Weine in Zelten vor den Supermärkten meist recht günstig verkauft. Daran stößt sich auch niemand.
Problematischer finde ich dagegen die immer wieder durchsickernde Information, dass bei den VDP-Mitgliedern in Zukunft (und wenn die Konsumenten mitspielen) kein Wein mehr unter 10€ über den Warentisch gehen soll.
Mit seiner Kritik an der Weingesetzgebung hat Christmann Recht. Aber an dem Begriffswirrwar ist ja auch der VDP beteiligt…
Insgesamt ist die Berichterstattung eher als Werbung für Aldi und die Vdp-Aldi-Winzer zu verstehen.
@pivu: Ich würde die Geschichte gar nicht so sehr in Print vs. Online sehen. Die Qualität der Artikel in den beiden Tageszeitung, die diese Geschichte gebracht haben, ist ja auch sehr unterschiedlich.
@ Christian Hörtrich: Ich rege mich gar nicht auf. Wenn VDP-Christmann in der Süddeutschen von einem “zweischneidigen Schwert” spricht, gebe ich ihm da vollkommen recht. Es gibt Chancen und Gefahren für den VDP und deren Weingüter (wie es die bei Selbstvermarktung und Verkauf über Internet auch gibt). Die Geschichte wurde bei vielen VDP-Winzern im letzten Jahr auf der ProWein auch sehr unaufgeregt gesehen.
Was mich stört, dass das Handelsblatt von Schnäppchen spricht. Die Weine sind bei Aldi nicht billiger, als woanders. Vielfach gibt es die Nummern sonnst nicht, aber man kann ja vergleichbare Weine der Winzer nehmen wie ich das oben im Artikel getan haben.
Was das Begriffswirrwar anbelangt, kann man ja schon mal mit dem Begriff Classic bei dem Riesling vom Weingut Lang anfangen. Ich finde dieses Konzept gar nicht schlecht. Im LEH ist das auch richtig plaziert. Doch wie viele Konsumenten wissen, was mit Classic gemeint ist?
Hab’ mit der Aufregung nicht dich gemeint, sondern die in den Artikeln erzeugte und berichtete, Gruß Christian
Die Kommentarfunktion ist deaktiviert.