Es ist tatsächlich eine ganze Welt. So vielfältig ist der Bereich organic, biologisch, biodynamisch oder Wein aus Trauben aus biologischem Anbau. Das Thema geht aus von der reinen Erfüllung von gesetzlichen Auflagen bis hin zu ganzheitlichen Ideen. Es geht nicht nur darum Weine mit weniger Schadstoffen herzustellen, sondern um ein Umdenken in der Produktion. Die Vinexpo hat dem Thema unter dem Titel WOW! nun eine Sonderzone gewidmet. Hier versammeln sich ca. 150 Aussteller aus den meisten der wichtigen Weinnationen.
Das Thema Organic Wein geht um die Welt. Doch besonders ist dies in Frankreich verankert. Hier ist unter anderem Sud de France zu erwähnen. Schon allein das Klima spricht für einen solchen Weinbau. Der biologische Anbau trifft hier auf ideale Bedingungen. Und so beginne ich mit meiner Verkostung in Faugeres. Na noch nicht ganz, weil der erste Wein von der Domaine de Cebene kommt aus einem Gebiet in Richtung Meer mit tiefgründigen Sandböden. Der Ex Arena besteht aus Grenache (90%) und Mouvedre. Er zeigt sich sehr frisch mit weichen Tanninen.
Brigitte Chevalier erzählt auch etwas über ihr Weingut. Sie hat 2007 angefangen erste Parzellen zu kaufen. Hauptsächlich in Faugeres produziert das Weingut auf inzwischen 11 Hektar vier verschiedene Rotweine. Auch der Belle Lurette erzeugt mit der Rebsorte Carignan erscheint mir sehr ausgewogen und rund zu sein. Er wird aus 70 Jahre alten Reben erzeugt. In Faugeres ist der Boden tiefgründig durch den Schiefer geprägt. Als dritten Wein habe ich den Les Bancels im Glas. Brigitte Chevallier sagt, dass dies den größten Teil an ihrer Produktion ausmacht. Hier überwiegt der Syrah.
Es ist auffällig wie weich und harmonisch die Rotweine der Domaine de Cebene sind. Ich kenne Faugeres häufig etwas ruppiger. Brigitte Chevalier meint, dass dies auch an ihren Weinbergen liegt. Diese befinden sich meist auf 300 Metern Höhe und in Nordausrichtung. Der Betreib ist übrigens vollständig biologisch ausgerichtet. Ich diesem Jahr arbeitet sie auch biodynamisch. Das Weingut hat aber noch keine Zertifizierung erhalten.
Organic Wein aus vielen Ländern
Als vierten Wein habe ich den Felgaria von der Domaine de Cebene im Glas. Dieser ist großartig und dabei recht fruchtig. Eigentlich wollte ich hier nur einen Wein probieren. Zum Abschluss frage ich noch wo der Name der Domaine de Cebene herkommt. Also sie mit dem Weingut begann, überlegte Brigitte Chevalier überlegte wie man es nennen könnte. Zuvor wurden die Trauben häufig in eine Genossenschaft gegeben und es vieles war ohne Namen. Von ihrem Weingut aus ist jedoch ein mythologischer Berg sichtbar der nach einer sterbenden Göttin mit dem Namen Cebene benannt ist.
Kommen wir zu einem italienischen Aussteller auf der Vinexpo. Aus dem Friaul ist erstmals das Weingut Aquila del Torre nach Bordeaux gekommen. Im Jahre 1996 von der Familie Ciani übernommen, erzeugt dies ausschließlich Bioweine. Darunter natürlich ein 100%iger Friulano aus dem Jahr 2015. Den finde ich sehr schön voll in der Frucht und frisch. Michele Ciani erzählt etwas über das Weingut. Von den ca. 20 Hektar sind 4,5 mit Friulano bepflanzt. 66 Hektar Wald gehören ebenso zum Weingut. Dieser trennt lediglich das Gutshaus von den Weinbergen. So liegt alles nahe beieinander. Dabei geht es dem Weingut nicht nur darum Bioweine zu erzeugen. Vielmehr setzen sie sich für die Biodiversität ein.
Der Boden ist in diesem Teil von Friaul von Flysch geprägt. Das ist mir bislang auch noch nicht begegnet. Hierbei handelt es sich um wechselnde Schichten aus Lehm, Ton und Sandstein. Ich probiere aus der gehobenen Linie von Aquila del Torre den Vit di Maz aus Sauvignon Blanc. Ich schätze die Weißweine aus dem Friaul sehr. Dieser hat etwas Holz gesehen. Inzwischen ist es auch schon der Jahrgang 2013. Ganz bestimmt ist dies ein hervorragender Weißwein. Ich mag die fruchtig-frischen aus Friaul etwas mehr.
Es ist Zeit für eine Mittagspause. Zur Auswahl steht Le Bistrot Bouef Bio an der großen Flaniermeile mit Uferblick. Oder ich kann am Bio-Stand direkt neben WOW! speisen. Ich entscheide mich für zweites. Eigentlich weil es praktisch ist. Doch ich bin da offensichtlich nicht der einzige. Ich nehme dort ein Sandwich mit Hühnchen. Da ist auch etwas Süßes und Grünzeug mit drauf. Das sieht nach Feigen und Rauke aus. Mir schmeckt es.
Weiter geht es mit der Verkostung in der WOW!-Zone auf der Vinexpo. Aus dem spanischen Anbaugebiet Manchuela ist die Finca El Molar nach Bordeaux angereist. Rus Jimenez Moya präsentiert hier die Weine. Das Weingut mit 30 Hektar wurde 1998 gegründet. Die Weine sind seit dem Jahr 2004 nach EU-Regeln als Bio zertifiziert und zudem auch noch vegan. Besonders hat man sich der seltenen, aber in Kastilien häufiger zu findenden roten Rebsorte Graciano verschrieben. Diese ist auch in Rioja zu finden und wird dort zum Blending benutzt.
Hier probiere ich den 100%igen Graciano aus dem Jahr 2014. Die Rebsorte kenne ich noch nicht. Im Glas zeigt sich der Wein mit einer violetten Farbe. In der Nase sind verspielte Brombeeren und Kirschen. Eine lebendige Säure untermalt diesen aussagekräftigen Rotwein mit wahrnehmbaren Tanninen. Diesen Wein kann man sogar für ca. 18 Euro in Deutschland kaufen. Rus Jimenez Moya empfiehlt mir auch noch die Selection aus 2013 zu probieren. Der ist sehr schön harmonisch. Bisher hatte ich nicht nur Graciano sondern auch Manchuela missachtet. Das ändert sich jetzt.
WOW! als fester Bestandteil der Messe
Die Vinexpo beabsichtigt diesen Bereich zum regelmäßigen Bestandteil der Messe werden zu lassen. Es ist gerade hier sehr auffällig wie viele neue Aussteller sich entschlossen haben an der Veranstaltung teilzunehmen. Evtl. liegt es auch an der Möglichkeit einen kleineren Stand im Fokus der Vinexpo buchen zu können. Es sind einige Weingüter nur an zwei Tagen in bei WOW! Evtl. werde ich noch Berichte zu drei Ausstellern aus Chile, Südafrika und den USA hinzufügen, die ich eigentlich auf meiner Liste hatte.
Leider nimmt kein Weingut aus dem kalifornischen Napa-Valley an WOW! teil. Jedoch ist dieses Gebiet sehr interessant und auf der Vinexpo sehr präsent. Seit den frühen 2000er Jahren werden hier Weinberge ökologisch zertifiziert. Mehr als 10% stehen inzwischen unter Napa-Green. Zugleich werden auch Weingüter nach bestimmten Regeln in Richtung organic zertifiziert. Hier meint dies jedoch nicht nur im europäischen Sinn biologisch. Vielmehr geht es um sustainably, also Nachhaltigkeit.
Ich probiere einige Weine hier. Sauvignon Blanc aus Napa ist eher ungewöhnlich. Wenn es Weißwein aus Kalifornien gibt, dann hat man es wesentlich häufiger mit Chardonnay zu tun. Ich finde diesen Weißwein von Honig aber sehr schön erfrischend. Sonst hat sich das Weingut eher auf den Cabernet Sauvignon ausgerichtet. Honig wurde 1980 gegründet und ist gilt in Kalifornien als eher kleines Weingut.
Sehr häufig findet man im Napa Vallyey Bordeaux-Blends. Evtl. kommen diese Kalifornier auch deswegen so immer so gerne zur Vinexpo. Quintessa gehört zu Huneeus Vintners. Dies versammelt mehrere Luxusweine in Hand einer Familie. Die Quintessa Estate in Rutherford ist größtenteils biologisch und biodynamisch bewirtschaftet. Dieses schmackhafte Bordeaux-Blend mit recht fülliger Frucht besteht aus Cabernet Sauvignon, Merlot, Cabernet Franc und Petit Verdot.
Ein weiteres Bordeaux-Blend gibt es bei Trefethen. Ich finde es immer genial auf einer internationalen Weinmesse die Möglichkeit zu bekommen Weine zu probieren, an die man nur schwer herankommen kann. Dieses Weingut aus Napa exportiert in Europa derzeit lediglich nach Belgien und Großbritannien. Dabei bewirtschaftet es 178 Hektar. Zudem bekommen besonders die Rotweine von angesehenen Verkostern regelmäßig recht viele Punkte. Dazu gehörte der Dragons Tooth von Trefethen aus Malbec, Petit Verdot und Cabernet. Der Drachen ist auf das Etikett, weil die Inhaberfamilie ursprünglich aus Wales kommt.
Joe Cusimano von Trefethen Family Vineyards
Etwas vorgreifend auf Übermorgen habe ich noch einen Riesling aus dem Napa Valley im Glas. Denn dann gibt es hier den #RieslingDay. Dieses Weingut erzeugt einen Dry Riesling und einen Late Harvest. Der erstere Weißwein von Trefethen erscheint mir erstaunlich frisch. Und so frage ich beim Verkaufsleiter Joe Cusimano nach (der ist übrigens an der Mosel geboren). Er berichtet, dass dieser Riesling ein Blend aus zwei Bereichen ist. Eine davon ist warm und für die Frucht verantwortlich. Durch den zweiten Bereich entsteht die erfrischende Säure. Und schon wieder habe ich unerwartet über das Thema Biowein etwas Neues kennen gelernt. Morgen werde ich mich etwas näher mit Spanien dem Gastland der Vinexpo auseinandersetzen. Und Übermorgen ist dann #RieslingDay.