Wenn man häufig in Cafes geht, kann man die Cafebesucher in bestimmte Kundenprofile einteilen. Ganz zentral dabei ist der Zeittotschläger. Leider sind das meistens auch sehr langweilige Menschen. Diese können sich selbst schwer für Dinge begeistern. Diese mangelnde Begeisterungsfähigkeit verbreiten diese Zeittotschläger dann auf ihre Mitmenschen. Daher ist ihnen langweilig und sie tragen ihre lange Weile mit sich herum und in die Cafes.
Dann gibt es Leute, die in Cafe’s gehen, um zu sehen und gesehen zu werden. Meistens kleiden sich diese Leute auffällig und positionieren ihren Körper entweder auf den Stühlen draußen oder im Schaufenster. Einige Cafe-Besucher aus dieser Kategorie sind durchaus mit der Intention unterwegs dann ganz zufällig bekannte oder halbwegs-bekannte Menschen zu treffen. Dann wird etwas Small-Talk gehalten und wieder weiter sich zur Schau gestellt. Seit dem Rauchverbot haben diese Leute es meistens etwas schwerer. Nun fällt auf, dass sie wirklich überhaupt nichts machen.
Eine dritte Personengruppe sind die Surfer. Sie gehen in das Cafe weil da ein WLAN ist. Diese Surfer sind in drei Kundenprofile zu unterteilen. Einige von ihnen arbeiten an ihrem Laptop. Sie gehen meist in die WLAN-Cafes, weil sie sonst kein Netz haben oder weil sich dort zeitweise kreativer arbeiten lässt als wo anders. Andere hingegen wollen der ganzen Welt zeigen, was sie für einen schönen Laptop haben. Die haben dann meistens einen möglichst großen Mac (der beim Transport furchtbar unpraktisch ist) und setzen sich ins Schaufenster damit (genau so wie die sehen-und-gesehen-werden-Leute). Auch die typischen Zeittotschläger sind bei den Surfern anzutreffen.
Dann gibt es noch die Kategorie von Leuten, die beim Einkaufen eine kleine Verschnaufpause brauchen. Teilweise finden in dieser Personengruppe familiäre Mischungen statt. Es werden dann erste Einkäufe ausgepack, man freut sich über Schnäppchen oder plant den weiteren Einkauf.
Generell sind die Cafe-Besucher in unterschiedlicher Personenstärke unterwegs. Während die ersten drei Gruppen – und ganz besonders der Surfer – Individualisten sind, gibt es auch Menschen die sich in Cafe’s verabreden, weil sie etwas zu besprechen haben. Dieser halb-öffentliche und zentral gelegene Raum kann dabei mehrere Funktionen erfüllen. Er eignet sich für Verabredungen, wenn man sich nicht so gut kennt. Dabei kann das Cafe die Funktion eines neutralen Territoriums erfüllen. Bei problematischen persönlichen Beziehungen kann dabei auch die Sanktionsgewalt der Öffentlichkeit genutzt werden (oder vielmehr wirkt die Vorstellungen davon, dass moralisch nicht akzeptables Verhalten von anderen Menschen mit Sanktionen belegt wird).