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Weinrallye #109: Barbarie-Ente mit Riesling und Bourgueil

barbarie ente weinFür mich ist Ostern immer ein kleines Weihnachten. Dieses mal habe ich etwas sehr einfaches gekocht. Das sieht evtl. etwas anders aus. Es ist eine Barbarie-Entenbrust mit Reis. Das erinnert irgendwie an eine Weihnachtsgans. Zugleich ist das Gericht etwas im Stil von Fusion: Also traditionell französisch mit asiatischem Einfluss. Als Soße habe ich etwas Klassisches mit Orange, ein Mango-Chutney und die beliebte Ente-Süß-Sauer-Soße vom Asiaten. Dazu gibt es zwei Weine. Trotz Ostern: Das ist hier eine Weinrallye und kein Eierlauf.

Zu dieser Runde der Rallye hatte Dorit Schmitt vom Blog Aromenspiele aufgerufen. Unter dem Titel „Meine kulinarische Ostergeschichte“ fragt sie: „Was hat es Ostern bei Euch zu essen gegeben und welches Getränk habt ihr dazu gewählt?“ Zur Barbarie-Ente gibt es nicht nur ein Getränk. Das liegt auf der Hand. Zwei Weine will ich zu diesem Essen testen, die mir als passend erscheinen. Zum einen ist da ein Bourgueil. Wer das nicht kennt: Hierbei handelt es sich um einen Rotwein aus Cabernet Franc von der Loire. Auf der anderen Seite habe ich einen klassischen Riesling Kabinett von der Mosel mit 9% Alkohol.

Barbarie-Ente gebraten

Doch erst einmal muss das Essen zubereitet werden. Das geht fix und ist nicht kompliziert. Bei der Ente werden erstmal die wenig noch vorhandenen Federnreste und Holme entfernt. Ich bin da etwas sehr penibel. Dann wird auf die Hautseite ein schönes Rautenmuster mit dem Messer eingeritzt. Ohne Öl oder Fett geht das dann in die kalte Pfanne. Auf der Haut wird mit ansteigender Temperatur das Fett aus der Barbarie-Entenbrust ausgelassen. Das muss man etwas beobachten. Die Fettschicht ist auch eine Geschmacksfrage und die Haut sollte knusprig werden.

Dabei wird der Reis gekocht. Ich bin von schlechten Qualitäten in den letzten Jahren sehr enttäuscht und kaufe nur noch eine Marke. Das ist diese orangene Packung mit dem dunkelhäutigen Mann drauf. 10 Minuten im Kochbeutel finde ich ziemlich praktisch. Und dieser Reis gelingt auch bei 9 oder 11 Minuten. Falls jemand da die Nase rümpft, empfehle ich mal einen geheimen Blick in die Küchen der gehobenen Gastronomie. Da ist Convenience inzwischen recht weit verbreitet. Vorgegarten Mikowellenreis dieser Marke kaufe ich jedoch nicht.

barbarie riesling bourgueilIch will gar nicht so lange mit der Zubereitung des Essens hier verbringen. Als Anhänger des Küchenweins verkoste ich die beiden Zeitgenossen mal schnell solo.

Joel Taluau und Thierry Folzenlogel Bourgueil Passion 2013

Helleres Rubinrot mit leicht bräunlichem Einschlag ist im Glas sichbar. Der Bourgueil hat eine Kräuternase mit Nelken, Muskat und Zimt im Hintergrund. Fruchtige Hagebutte dann. Am Gaumen ist dieser Rotwein frisch und lebendig. Eine reife Sauerkirsche geht in den dezent würzigen Nachhall.
Jahrgang: 2013
Alkohol: 12,5 %
Einkaufspreis: 10 €
EAN: 3512242011081

Dr. Loosen Riesling Kabinett Rothlai 2015

Ein helleres Strohgelb ist hier im Glas. Die reife Birne mit Pfirsich und typischem Moselschiefer in der Nase. Eine zweite Nase wirkt nach einem reifen Früchtekorb. Frische Säure am Gaumen, die durch die Restsüße gut abgefedert ist. Dieser Riesling wirkt etwas wie Mineralwasser Medium. So tänzelt die Säure am Gaumen. Schiefermineralik dann auch im Nachhall. Der Dr. Loosen ist eine runde Sache. Nur der Vollständigheit erwähnt: Dieser Riesling ist eine Erzeugerabfüllung und stammt aus der Selektion Alexander von Essen.
Jahrgang: 2015
Alkohol: 9,5 %
Einkaufspreis: 12 €
EAN: 4022214162639

Die Weine zur Barbarie-Ente

Lassen wir die Aromen spielen! Doch welcher passt besser zur Barbarie-Ente? Beide genauso gut. Beim Bourgueil hatte ich erst wegen der Gerbstoffe etwas Bedenken. Aber es geht. Doch eines ist wichtig. Man muss diese Weine jeweils mögen. Denn sie sind schon recht eigenwillige Zeitgenossen. Beide sind typisch für ihre (Sub-)Region und für den dort gepflegten Weinstil. Diese Weine plätschern nicht nur menübegleitend vor sich hin, sondern setzen Akzente. Doch so will ich das. Das Essen hingegen bleibt typisch und wird nicht unterjocht.

Der eigentliche Nachweis welcher Wein für mich besser passt und auch besser ist, sieht man am Füllstand der Flaschen. Das ist wie bei jeder Party. Einfach mal schauen, was die Leute lieber getrunken haben. Da überzeugt der Franzose von der Loire. Das ist eher ein Bourgeil. Diese Art von Rotweinen halte ich für sehr gastronomisch. Sie machen Appetit und nicht so schnell satt.

barbarie-ente gelungenUnd beim Essen stelle ich fest, dass die Barbarie-Ente recht gut gelungen ist. Der Zeitplan geriet etwas in Verzug, da die Fettschicht doch etwas dicker war. Dicker jedenfalls als ich es bei diesem Erzeuger gewohnt bin. Wahrscheinlich ist das eine Auswirkung der Vogelrippe. Zwar sind es Brüste von Freilandenten, jedoch waren auch diese wahrscheinlich etwas weniger an der frischen Luft als sonnst. Bei den Ostereiern gab es ja fast schon einen Engpass, jedenfalls bei der Freilandware.

P.S.: Eigentlich dachte ich hier jetzt regelmäßig zu kochen und Weine dazu zu präsentieren. Aber irgendwie ist das ziemlich anstrengend. Kochen, Fotos machen und zugleich auch noch einen Artikel zu schreiben ist etwas viel auf einmal. Und ich will ja auch das Essen genießen. Trotzdem: Diese Rallye hat sehr viel Spaß gemacht. In der nächsten Runde werden wir hier der Gastgeber sein. Das Thema ist dann zum Internationalen Chardonnay Tag am 26. Mai natürlich Chardonnay. Da darf auch gekocht werden. Muss aber nicht.