Es ist doch erstaunlich, was so alles täglich durch den digitalen Newswald rauscht. Dabei scheint manchmal die Verbreitungsgeschwindigkeit einer Reflexion im Wege zu stehen. Nur schnell irgendwelche schnellen Newsunsinn raushauen, scheint bei mancher Online-Ressource zum Motto geworden zu sein. Das jüngste Beispiel zeigte sich vor zwei Tagen und den Folgenden. Da verbreitete die PR-Agentur Public Affairs, beauftragt von der eigentlich durch-und-duch seriösen Weinfachmesse ProWein, eine Meldung, dass viele Deutsche Wein lagern. So auch Dornfelder und Merlot. Doch was macht es für einen Sinn Dornfelder zu lagern?
Theoretisch und praktisch ist es vollkommen unsinnig Dornfelder zu lagern. Er wird fast nie besser und häufig schlechter. Wenn man nun schreibt, dass “bei den Über-50-Jährigen … sogar ganze 82 Prozent Weine in ihren Kellern” lagern und dies mit dem Dornfelder einleitet, so mag das evtl. sogar realistisch sein, ein gutes Bild über Weintrinker zeichnet man so nicht. Dass so etwas von einer PR-Agentur ausgedacht wird, halte ich nicht wirklich für dramatisch. Man kann nicht von jedem Beschäftigtem dort erwarten, von jeder Fachmaterie, die ihm übertragen wird, Ahnung zu haben. Aber dass solche Meldungen 1:1 übernommen werden, ist höchst bedenklich. Hier sieht man, wer so etwas macht.
[Nachtrag 21.April: Anfangs waren es mehr als 50 Suchergebnisse bei diesem Unsinn. Heute kennt Google nur noch 21. Da sieht man, dass die Leute, die solchen Unsinn verbreiten, offensichtlich nicht ganz immun gegenüber berechtigter Kritik sind. Ich fürchtete schon, dass vielen dieser Leute ihr Ruf inzwischen vollkommen egal ist. Und dies ungeachtet, bei welcher Zeitung oder Zeitschrift diese Herren früher schon gearbeitet haben. Das sollte nun jeden bestärken, der etwas gegen den so genannten copy&paste-journalismus im Netz hat. Langfristig werden sich authentische selbst recherchierte Inhalte durchsetzen.]