[ProWein 2011 #6] Das Thema ist alt, der Zustand nicht. Weinblogger auf der ProWein, das war und ist immer spannend. Mein erstes Bloggertreffen war 2007 auf dem Messegelände. Ich glaube es war das erste Treffen von Weinbloggern auf der ProWein überhaupt. Fünf Teilnehmer. Alles Blogger der ersten oder zweiten Stunde. Alle fünf Weinblogger gibt es noch (real und digital). Die Wege sind unterschiedlich. Irgendwie ergreift mich Wehmut angesichts der damaligen Situation. Auch wenn sie für mich deutlich schwieriger war. Manche kamen nur über Umwege überhaupt auf die Messe. Ich habe glücklicher Weise das damalige Team in der Presseabteilung überzeugen können, dass Reichweite nicht bedeutet, dass man Texte auf Papier druckt (damals in anderen Worten).
Die Jahre vergingen. Einige Weinblogger hörten leider auf zu schreiben. Andere kamen. So waren auch die jährlichen Bloggertreffen auf der ProWein ein Bühnenstück mit ständig wechselnder Besetzung. Es gab nicht nur wenig Kontinuität bei den Teilnehmern, auch die Art der Organisierung dieser Treffen wechselte. In letzter Zeit scheinen mir reale Blogger ab und zu in die Minderheit zu geraten. Auch die Organisatoren sind zum Teil gar keine Blogger mehr. Zum Teil sitzen da dann auch Leute die auf irgendeinem Weg auf den Weinblog-Hype aufgesprungen sind. Es sind eigentlich gar keine Bloggertreffen mehr. Vielmehr handelt es sich um Treffen mit Bloggern.
Auf der diesjährigen ProWein gab es zwei Einladungen zu Treffen mit Bloggern. Zum einen lud das Deutsche Weininstitut (DWI) freundlich Weinblogger ein. Sogar DWI- Geschäftsführerin Monika Reule nahm sich Zeit für ein interessantes Gespräch, durch das ein Verhältnis zwischen Bloggern und dieser Institution zur Absatzförderung von deutschem Wein deutlich verbessert wurde. Man hatte beidseitig die Möglichkeit sich kennen zu lernen und miteinander zu reden. Wenn man einen echten Menschen vor sich hat, der seine Beweggründe erläutern kann, nimmt das so einige Schärfe aus früheren Auseinandersetzungen.
Das Treffen war davon geprägt, dass das DWI inzwischen Weinlogger anerkennt, in weiten Teilen erst nimmt und sogar bestimmte Projekte wie das vinocamp in diesem Sommer unterstützt. Das Themenfeld hätte man gerne noch detaillierter diskutieren können. Für einen ersten Austausch war es jedoch eine gute Situation. Leider war die Runde etwas sehr groß und es wurde zudem deutlich, wie unterschiedlich die Perspektiven von einigen Weinbloggern sind. Zugleich vermisste ich einige geschätzte Weinblogger deren Wortbeiträge hier sehr wertvoll gewesen wären.
Ein zweites Treffen mit Bloggern fand bei der Zeitschrift Vinum statt. Das hat fast schon Tradition. Auch das Treffen 2007 war an diesem Stand. Damals hatte die Vinum noch einen anderen Eigentümer, man wusste wahrscheinlich gar nicht was Weinblogger sind und so konnten wir uns ungeachtet des Messetrubels treffen. Nun lud die Vinum mit dem berliner Weinakademiker Michael Pleitgen ganz offiziell ein. Sogar die Chefredakteurin Britta Wiegelmann war anwesend. Von Seiten der Weinblogger war die anregende Diskussion leider etwas spärlich besucht. Immerhin bloggt Carsten Henn ja auch bei der Vinum. Und das fundiert und sehr lesenswert.
Wohin entwickelt sich die Geschichte? Werden in Blogs nur noch freundliche Berichte stattfinden? Ist embedded PR im Weinblog noch leichter umzusetzen als im Profi-Journalismus (ganz zufällig stellt sich Stefan Schwytz im Blog Baccantus heute eine ähnliche Frage)? Wird gar nicht mehr geschrieben, da man seinen festen Platz auf der ProWein nun ja hat und – wie andere zuvor schon als Journalisten anerkannte Besucher – die Messe nun nutzen kann um Werbeplätze zu verkaufen, sich selbst zu vermarkten oder privat Spaß zu haben? Und was ist mit dem Weinblogger-Hype? Viele Fragen. Doch eines steht fest: In den vergangenen Jahren hat sich viel verändert.
Beiträge zur ProWein 2011 in anderen Weinblogs (wird ständig aktualisiert):
Drunkenmonday: Es gibt viel zu tun, packen wir es an: ProWein 2011
Baccantus: ProWein ein Fazit
Würtz: ProWein jetzt mal kritisch
Weinkaiser: Twitterwall
Weinakademie: Nach den Spiel ist vor dem Spiel
Meine Berichte von der ProWein 2011:
Twin-Wineries in Israel und Deutschland
ProWein socialmedia Standbesuche
Üzüm oder Wein aus Türkei: Mit Öküzgözü und Bogazkere per du
Tommy Hergenhan als bester Nachwuchssommelier 2011 ausgezeichnet
Große Gewächse 2009 Bernkasteler Ring
Riesling Jahrgang 2001 mit QbA, Kabinett, Spätlese, Auslese
Ja, das waren damals noch Zeiten, als wir uns zum Reparaturbier nach anstrengendem Messetag getroffen und in dynmisch kleiner Runde über den Stellenwert der Weinblogger in der Weinszene philosophiert haben.
Mittlerweile schreibe ich ja signifikant weniger und sehe der Weinbloggerszene teils kritisch, teils staunend eher von außen zu.
Mir gefiel unsere damalige Wahrnehmung als Exoten ganz gut, auch wenn klar war, dass viele auf den Zug aufspringen und zur Kommerzialisiereung der Weinbloggerszene beitragen würden.
Die Entwicklung finde ich gut und wichtig für die Szene; nicht, dass ich falsch verstanden werde! Aber für die Dynamik der Szene mit der Nutzung aller möglichen Medien, täglichen Wasserstandsmeldungen und an investigativem Journalismus erinnernde Beiträge fehlt mir derzeit die Zeit und Muße.
Aber die Beiträge anderer Blogger lese ich sehr gerne!
Und vielleicht finde ich irgendwann mal wieder die notwendige Ruhe, um mich aktiver an der Bloggerei zu beteiligen!
Ingo,
schade dass wir nicht die Möglichkeit zu einem längeren Gespräch hatten. Ich glaube auch die Weinblogger untereinander sollten wieder etwas mehr miteinander reden. Mich bringt das jedenfalls immer etwas weiter; gerade wenn es Blogger wie Du sind, die nun auch schon 5 Jahre mit dabei sind. Evtl. wird das auf dem vinocamp ja sehr interessant. Ich habe da jedenfalls so einige Erwartungen.
Viele Grüße
Thomas
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